Montag, 2. Oktober 2006
Hahnenschrei
Er krähte. Einmal, zweimal, dreimal. Ruhe. Er krähte noch mehrere Male. Aufgeweckt aus einem Traum schaute ich verwirrt auf meinen Wecker: 5 Uhr 30. Oh nee. So ging das schon mehrere Tage. Dabei lebe ich doch in einer Grossstadt von etwa der Grösse von Berlin und weit und breit kein Bauernhof in Sicht. Gestern lief ich an dem Balkon vorbei, wo das Federvieh gehalten wurde. Er krähte wieder vor sich hin. Der Balkon war im 5. Stock und das Wohnviertel umfasst 20 Wohnhäuser mit schätzungsweise 1.500 Einwohnern. Also die werden alle mehr oder weniger von dem Hahn am Morgen konfrontiert, aber keiner sagt etwas dagegen, denn frischer kann das Essen nicht zubereitet werden und das ist eigentlich das Ziel jeder chinesischen Hausfrau oder Hausmannes (In China gibt es mehr Männer, die zu Hause kochen als Frauen): frischeste Zubereitung. Auf jedem Markt kann man deswegen lebenden Fisch kaufen aber auch eben Hühner, Enten, Tauben oder Hasen die man sich dort lebend kauft und entweder dort schlachten lassen kann oder wenn man dies sogar gerne selber macht, das Tier mit zusammengebundenen Füssen lebend mit nach Hause nimmt und dann auf dem Balkon noch ein bischen mästet. Zur Freude der Anwohner, die dann morgens keinen Wecker mehr benötigen. Schliesslich steht ein wichtiges Fest bevor: das Mittelherbstfest oder auch Mondfest. Da sollen dann alle Familienmitglieder zu Hause versammelt sein und sich der Völlerei hingeben. Vor allem gibt es dann auch Mondkuchen ( über die ich zu gegebener Zeit schreiben möchte) und andere Leckereien, auch ganz bestimmt diesen Hahn, der mich dann morgens nicht mehr aus meinen schönsten Träumen reissen wird. Schade eigentlich.

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Vielen Dank übrigens für die Berichte aus Chengdu. Eine Freundin von mir hat vor zwei Jahren China bereist und zwei Wochen in der Stadt gewohnt. Daher kann ich mir unter Chengdu sogar ein bißchen was vorstellen.

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