Samstag, 25. November 2006
Hongkong - 10 Stunden
Trotz Wohnungskauf habe ich es immer noch nicht geschafft, eine Daueraufenthaltsgenehmigung für China zu bekommen. Da ich ja freiberuflich arbeite und nicht in einer in China ansässigen Firma angestellt bin, muss ich mich selbst um ein Visum kümmern. Ich muss also immer noch nach Hongkong, um ein günstiges neues Visum zu bekommen. Vorgestern bin ich deswegen nach Shenzhen geflogen. Shenzhen war vor 22 Jahren noch ein Fischerdorf. Deng Xiao Ping machte das Dorf zur Sonderwitschaftszone und das chinesische Wirtschaftswunder startete von hier aus. Heute sind in der Stadt immer noch viele kleine und grosse Fabriken angesiedelt und man begegnet deswegen auf Strasse mehr jungen Frauen als Männern, weil hauptsächlich Frauen in den unzähligen Schuh- und Textilfabriken arbeiten. Jetzt kann man vor lauter Hochhäusern den Himmel nicht mehr sehen. In der Nähe der Grenze am Lo Wu Bahnhof hat man ein grosses Gebiet umgekrempelt: dort entsteht nun ein grosses neues Zentrum mit Shopping Malls und Fussgängerzonen. Ich hab in der Nähe der Grenze in einem netten "Home Inn" Hotel gewohnt ( 14 Euro die Nacht) und bin dann am Freitag morgens um 7 an der Lo Wu Grenzstation gewesen. Der Mench, der den Pass zur Ausreise kontrollierte, schenkte meinem Pass besonders lange Aufmerksamkeit, denn innerhalb eines Jahres, so lange war mein letztes Visum gültig, bin ich nicht ein einziges Mal ausgreist. Aber schliesslich hat er meinen Pass doch abgestempelt und ich durfte nach Hongkong ausreisen. Immer noch trennt ein Grenzfluss China von Hongkong und man muss wie früher auch über eine Eisenbrücke zu Fuss über die Grenze laufen. Es gibt an jedem Ende der Brücke sogar Duty Free Läden, wobei in HK ja nur Alkohol und Zigaretten besteuert sind und dort richtig teuer sind. Obwohl HK seit 1997 offiziell zu China gehört, aber als Sonderverwaltungszone einen besonderen Status geniesst, muss man immer noch aus- und einreisen und bekommt jedesmal einen Stempel in den Pass. Als Europäer darf man 3 Monate in HK bleiben. Wie lange man in China bleiben darf, kommt auf das Visum an, das man sich entweder in HK oder ansonsten in seinem Heimatland bei der chinesischen Botschaft besorgen muss. Für Grenz - Bewohner, die wahrscheinlich täglich die Grenze passieren, gibt es einen besonders schnellen und effektiven Weg die Grenze zu passieren: per Fingerscan und elektronischem ID-Kartenleser koennen sie besonders schnell die Grenze passieren, ohne dass dort noch Personal eingesetzt wird. Auf HK Seite gibt es nur eine Möglichkeit in die Stadt zu kommen: per KCR- S - Bahn. Diese Bahn bringt einen in ca 40 Minuten ins Zentzrum von Kowloon. HK hat eines der modernsten S- und U-Bahnsysteme der Welt und hat nun insgesamt 9 U- und S-Bahnen für seine etwa 7 Millionen Einwohner. Als ich 1995 dort hinzog, gab es eine S-Bahn und 4 U-Bahnen für etwa 5 Millionen Einwohner. So schnell entwickelt sich die Stadt. Auch hier wird man in den Bahnen per Video mit Werbung und News beschallt, sodass die Fahrtzeit recht schnell vergeht. Angekommen in Tsim-Tsa-Tsui ging ich zu dem Büro, wo ich mein neues Visum beantragte. Leider hat die Regierung im Juni beschlossen, die 1-Jahres Visa nicht mehr so einfach ausstellen zu lassen, sodass ich nun nur noch ein 6-Monats Visum bekommen kann. Preis 48 Euro, wenn man es am gleichen Tag braucht. Die Zeit, um den Pass wieder zu bekommen, verbrachte ich natürlich mit Shopping, diesmal nur im Computerland. Etwas ausserhalb gibt es einen grossen Komplex, wo auf mehreren Etagen und in verwinkelten Gängen, die neuesten Computermodelle und alles, was man noch dazu braucht, angeboten werden. Ich besorgte mir dort einen DVD Brenner, 2 GB USB Stick, 1GB IC Karte für meine Kamera und einen USB Hub und hab zusammen doch nur 80 Euro ausgegeben. Elektronik, sofern es nicht kopierte oder gefälschte ist, ist in HK immer noch wesentlich günstiger als in China. In der Nähe gibt es auch immer noch, über mehrere kleine Nebenstrassen verlaufend, einen Openair Textilfreimarkt, wo man gefälschte Marken-Jeans, T-Shirts, Taschen etc. zu niedrigesten Preisen erstehen kann. Diesmal verzichtete ich auf einen Kauf. Mit der U-Bahn zurück nach Tsim Tsa Tsui, nahm ich meinen Pass mit neuem Visum in Empfang, bestieg die S-Bahn in Richtung Grenze und begab mich zur Passkontrolle. Auch hier gibt es im Niemandsland wieder vor und hinter der Bruecke einen Dutyfreeshop, wobei der Laden auf chinesischer Seite wesentlich günstger ist, als der Laden auf HK-Seite. Zurück in China bestieg ich den Bus zum Flughafen, der sich durch dichten Feierabendverkehr kämpfen musste, sodass die Fahrt statt 40 Minuten glatt doppelt so lange dauerte. Aber ich hatte meinen Rückflug spät genug geplant, sodass ich am Flughafen noch genug Zeit hatte, um dann in den Flieger zu steigen, der pünktlich um 22:10 h startete und um 0:15 h in Chengdu landete. Per Bus und Taxi war ich nach 1 Stunde endlich wieder zu Hause. In Shenzhen und Hongkong war es feucht-warm mit 24 Grad, Chengdu begruesste mich mit Regen und nur noch 12 Grad. Fazit: Das ruhige Leben in Chengdu möchte ich nicht mehr gegen das zwar wärmere aber dafür quirlige, stinkende, teurere und laute Gewusel in Shenzhen oder HK tauschen. 39 Stunden, 15 Minuten unterwegs, 3000 km geflogen.

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