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Freitag, 15. September 2006
Feuertopf
chengduchris, 21:29h
Zu Weihnachten oder Sylvester gibts in Deutschland Fondue. An 365 Tagen im jahr isst man in Sichuan und vor allem in Chengdu, aber auch in Chongqing, Feuertopf. Was ist Feuertopf? Es ist DIE Spezialität in Sichuan. Schon von weitem kann man ein Feuertopfrestaurant riechen. Das ist der Duft der Suppe in einem grossen Topf, der in der Mitte eines Tisches, in dem ein grosses Loch gelassen wurde über einem Gaskocher steht. In der Suppe schwimmen zunächst mal viele getrocknete Chilischoten, Blütenpfeffer (den gibts nur in Sichuan), Knoblauch, Ingwerscheiben und auch getrocknete Datteln. Die Suppe ist dunkelrot, und dann ist sie richtig SCHARF. man kann aber auch eine weniger scharfe Suppe für den etwas zärteren Gaumen, oder auch einen geteilten Topf, bei dem in der Mitte eine Wand geyogen ist und auf der einen Seite dann die schafe Sosse schwimmt und auf der anderen Seite die milde Suppe. Der Topf kommt also auf den Gaskocher. Nun kommt es darauf an, in was für einem retaurant man sich befindet, die einen haben dannnämlich schon eine Grundzutat in der Sosse: Fisch, Hammel, Hase, Hund, einfaches Gemüse bestehend aus Tomaten, Lauch und Pilzen, und so weiter. Dann bestellt man die anderen Zutaten aus einer sehr umfangreichen Liste: Fleich, Fisch, diverse Gemüse, Fisch-oder Fleichbällchen, Dofu, Teigtaschen, die man hier Jiaozi nennt. Alles kommt auf kleinen Schälchen roh auf den Tisch. Nun werden diese sachen nach und nach in die nun kochende Suppe geschmissen, gar gekocht und dann mit den eigenen Stäbchen oder einem Netz wieder herausgefischt. die Tische sind rund und so gross, dass meistens 4, 8, oder auch 10 personen drumrumsitzen und zusammen essen. Man trinkt Bier, Tee oder auch Schnaps dazu. Diese Restaurants gibt es in Sichuan an fast jeder Ecke, manchmal ist entlang einer ganzen Strasse ein FTßrestaurant am anderen und immer gut besucht, sodass an einigen besonders beliebten auf dem gehweg Stühle für die wartenden Gäste stehen, die kostenlose Kerne kauen und darauf warten, dass endlich ein Tisch frei wird. Wenn man die Schärfe nicht gewohnt ist, dann hat man das Vergnügen, doppelt Feuertopf zu geniessen: der Chilli brennt am nächsten Tag wenn man auf Toilette muss, aber das ist dann wieder ein anderes Thema. Ich kenne ein ganz besonderes Feuertopfrestaurant aus der Provinz Tibet: Dort gibt es Pilzfeuertopf und man kann etwa 20 verschiedene Sorten frischer Pilze bekommen, die man in den Topf wirft. Natürlich auch noch andere Gemüse und wer will kann auch Yak Fleisch kochen. Hinterher schmeckt die Suppe wie im 7. Himmel und ist garnicht scharf. mmmmmhhhh, einfach lecker. Beim nächsten Mal erzähle ich dann von Mondkuchen.
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Nachtarbeit
chengduchris, 21:00h
Meine Wohnung befindet sich in einem Neubaugebiet. Hier wurden etwa 18 Häuser mit jeweils 3 Eingängen und 7 Etagen gebaut, wobei die 7 Etage aus einem Zimmer und einem grossen Dachgarten in Groesse der Wohnfläche der darunterliegenden dazugehörenden Wohnung besteht. Ich wohne im 5. Stock. Fahrstuhl gibt es natürlich nicht, der ist erst bei Häusern mit 8 Stockwerken Vorschrift. Worüber ich aber schreiben wollte, ist der Park, der neben der grossen Wohnanlage, direkt vor meinem Fenster geplant ist. Die vorgesehene Fläche ist etwa 300 m lang und 200 m breit. Ich bin Mitte April eingezogen, in vielen Wohnungen wird im Moment noch die Inneneinrichtung eingebaut. Bis Ende August lag der zukünftige Park als brache Fläche und wurde mit Bauschutt (vom Wohnungsausbau) beschüttet. Aber seit Montag den 11.9. fahren grosse LKW Erde heran, so wie es aussieht recht guter Boden. Und das interessante ist, die LKW kommen nicht am Tag, sondern immer erst nach Feierabend, machmal fahren sie die ganze Nacht um ihre Fracht abzuladen. Am Tag ist dann wieder Ruhe auf dem Gelände vor meinem Arbeitszimmerfenster. Mein Schlafzimmer geht zum Glück in die andere Richtung. Heute ist Freitag und seit etwa 1730h arbeitet sich ein Bagger durch die Berge, die die LKW in den letzen Nächten abgeladen haben. So wird das sicher wieder die ganze Nacht gehen. Hier wird eben rund um die Uhr gearbeitet. Ich habe ja freie Sicht nach Südwesten und kann auf einer Baustelle, etwa 2 km entfernt ist, auch nachts Licht an den Kränen sehen. Die beleuchten nicht nur die Baustelle, sondern die Kräne bewegen sich auch, also kann man davon ausgehen, dass da auch Bauarbeiter angestrengt arbeiten. Wahrscheinlich arbeiten sie dann tagsüber auf ihren Feldern. Wer weiss? Wenn ich dran denke, wie in Deutschland gearbeitet wird und vor allem Freitags schon mittags dem Wochenende entgegengefiebert wird, dann wird einem klar, warum China ein Wirtschaftswachstum von 11% hat und Deutschland eben nur 2% mit Ach und Krach erreichen kann.
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Mittwoch, 13. September 2006
Radl fahrn
chengduchris, 03:54h
Gestern hab ich mich seit langem mal wieder auf's Rad geschwungen, denn vorher war das ja viel zu heiss. Eigentlich hatte ich vor, nur mal kurz ne neue Strasse lang zu fahren, was einzukaufen und dann wieder zurück. Die Strasse hatte ich nämlich auf dem Stadtplan noch nicht mit Rot markiert, dass ich sie schon lang gefahren bin. Auf dem Plan sind schon fast alle grösseren Strassen innerhalb der Stadt mit Rot markiert, das Ergebnis meiner touren im letyten Jahr, wo ich ja fast jeden 3. Tag unterwegs war. Als ich dann gestern unterwegs war, hab ich mich dann allerdings kurz umentschieden und bin gen Osten nach Long Quan, (Drachen Quelle auf deutsch) dem Nachbarort gefahren. 25 km eine Strecke, und diesmal eine andere Strasse, die leider sehr stark befahren war. Es gab allerdings einen schönen Radweg mit Bäumen am Rand, sodass es sicher angenehmer gewesen wäre, als die neue Strecke, die ich bei 35 C im Juni gefahren bin, wo es weder Bäume noch einen durchgehenden Radweg gab. Aber diesmal waren es nur etwa 20 C und bewölkt. Long Quan liegt an einer langezogenen Bergfalte, und die habe ich mich dann hochgequält. Die Strasse ging recht steil, sodass ich von den LKW und Bussen jedesmal vollgequalmt wurde, die da auch hochschlichen. Gleich hinter Long Quan sah ich an der Seite über einer Einfahrt zu einer Nebenstrasse ein grünes Schild: Foreigners are forbidden to enter! Sehr seltsam, so was hatte ich bisher noch nirgends in China gesehen. Die Strasse verschwand in einem Tal, das dicht mit Bambus und anderen Bäumen bewachsen war. Es war einfach nichts zu sehen, und fragen konnte ich auch niemanden, denn da war keiner. Ich bin also weiter den Berg rauf, aber da sich das endlos lang hochzog, habe ich dann an einer Kurve halt gemacht und eine Weile die Aussicht 500 m höher genossen. Ich war nun schon 2 Stunden unterwegs und musste ja auch wieder zurück. Bin dann also wieder den Berg runter und an dem ominösen Schild vorbei. Hinter einer Biegung konnte ich dann in der Ferne den Grund für das Schild sehen: Ein Gefängnis stand da mitten im Bambuswald. Lauter kleie Fenster, eine dicke Mauer drumrum und natürlich Stacheldraht. Ausländer sind da garantiert unerwünscht. Bin dann noch kurz in der Stadt rumgefahren, habe einen Markt entdeckt, dort Pfirsiche erstanden, die die Spezialität der Gegend sind und bin dann nach insgesamt 4:45 Stunden und etwa 50 km wieder zu Hause gelandet. Groggy, aber es hat doch mal wieder Spass gemacht und Kalorien hab ich auch ordentlich verbrannt.
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Sonntag, 10. September 2006
9. September
chengduchris, 00:06h
Heute ist doubble 9. Eigentlich eine Glückszahl, aber für die Chinesen eher ein Gedenktag. Vor 30 Jahren ist Mao Ze Dong gestorben, kurz danach wurde die sogenannte Viererbande verhaftet und damit war das Ende der Kulturrevolution besiegelt, die Mao initiiert hatte aber später aus dem Ruder lief und von der Viererbande verstärkt wurde, was dem Leben vieler Chinesen schadete. Bis heute gibt es keine genauen Zahlen, wieviel allein durch die Kulturrevolution zwischen 1966 - 76 umgekommen sind. Trotzdem wird Mao immer noch als der Staatsmann angesehen, der China befreit hat und in eine neue Zukunft geführt hat. Sein Bild hängt noch in vielen Wohnungen und natürlich auch am Platz des Himmlischen Friedens über dem Eingang zum Kaiserpalast, welches heute das grösste Museum des Landes ist (dessen Kunsschätze sich allerdings hauptsächlich in Taipeh befinden). Gleich gegenüber davon ist das Mao Mausoleum, das heute von noch mehr Chinesen als sonst besucht wurde, um dem grossen Staatsmann eine Ehre zu erweisen. Die Medien haben es allerdings nicht in Erwähnung gebracht und es gab nirgendswo eine Feier. "In seiner Heimatstadt Shaoshan im Süden in der Provinz Sichuan besuchten zwischen 6000 und 8000 Menschen das ihm gewidmete Museum, fast doppelt so viele wie an einem gewöhnlichen Wochenende, wie ein Kurator sagte. Beobachter schätzen, dass die Führung in Peking zu Maos Todestag schwieg, um möglichst wenig Erinnerungen an den grausamen Tod von Millionen Menschen unter seiner Herrschaft zu wecken." (Laut AFP) Im Jahr 1976 gab es mehrere Zwischenfälle, die China in Unruhe stürzten, Ministerpräsident Zhu En Lai verstarb im März, Im Juli gab es in Tangshan ein Erdbeben der Stärke 7.4 bei dem mehr als 200.000 Menschen starben und die ganze Stadt zerstört wurde, im September verstarb Mao und einen Monat später konnte man die Viererbande verhaften und verurteilen und so den Weg für die grossen Reformen bereiten. Deng Xiao Ping kam dann ziemlich schnell an die Macht und leitete die Wirtschachftsreform ein: Kapitalismus im Sozialismus. Bis heute ist es gut gegangen.
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